Titelbild: (c) Max Kukurudziak on unsplash

Ein Brief aus Polen an unseren internationalen Leiter, P. François Michon

Lieber François,

wir grüßen dich aus Mistów.

Wie du sicher weißt, herrscht 300 km von unserem Haus entfernt Krieg, ein echter Krieg, in dem jeden Tag Zivilisten sterben. Und so kommen unzählige Flüchtlinge nach Polen. Natürlich waren wir nicht darauf vorbereitet und konnten uns so etwas nicht einmal vorstellen… Wir sind schockiert und erschüttert.

Vor einigen Tagen erhielten wir die Anfrage, ob wir Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen könnten. Das Pfarrhaus ist sehr groß und wir haben nicht lange gezögert. Wir erkannten in dieser Bitte den Ruf des demütigen und armen Christus, der die Geringsten liebt… Was ihr den Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan…

In unserer Hausgemeinschaft leben jetzt drei geweihte Geschwister mit zehn Müttern und ihren insgesamt dreizehn Kindern im Alter zwischen zwei Monaten und 19 Jahren. Wir erleben, dass es wahr ist: Wenn wir im Namen Jesu etwas riskieren und unsere Herzen für die Armen öffnen, empfangen wir selbst hundertfach. Wir werden von einer Welle der Großzügigkeit und Güte überschwemmt, nicht nur von unseren Gemeindemitgliedern, sondern auch von Fremden. Viele rufen uns an und fragen, was wir brauchen: Lebensmittel, aber auch Windeln für die Kinder, Seife, Toilettenpapier usw., aber auch Stifte, Puzzles, Spielzeug…

Die Familien, die wir aufgenommen haben, haben ein echtes Kriegstrauma erlebt. Ihre Ehemänner und Väter sind in der Ukraine geblieben. Oft weinen die Frauen, aber nach und nach kehrt das Leben zurück. Das Gemeinschaftsleben bringt ihnen Frieden. Wir organisieren das Zusammenleben wie in einer Lebensgemeinschaft, mit Diensten und Arbeiten. Mit Hilfe der Gemeinschaft kümmern wir uns um den Kindergarten für die Kinder und überlegen, wie es mit der Schule weitergehen soll. Die Frauen würden gerne arbeiten gehen. Sie sind so froh, dass sie und die Kinder hier in Sicherheit sind!

Welch ein Schatz ist auch das Gemeinschaftsleben. Wir sind in unserer Gemeinschaft daran gewöhnt, mit anderen Menschen zusammenzuleben, die nicht unsere Sprache sprechen; wir wissen, wie wir unser Leben zu mehreren mit den Kindern in gegenseitigem Respekt organisieren. Auch die Anwesenheit der Schwestern der Gemeinschaft im Pfarrhaus erleichtert vieles.

Wir haben es gewagt, diese Frauen und Kinder aufzunehmen; das ist auch eine Art der Evangelisierung. Mehrere Spender, die sich als nicht gläubig oder von der Kirche enttäuscht bezeichneten, zeigten sich sehr berührt von dem, was sie bei uns sehen.

Wir wissen nicht, wie lange der Krieg dauern wird und wie lange unsere Lebensgemeinschaft aus 26 Personen bestehen wird, aber wir gehen jeden Tag Schritt für Schritt im Vertrauen.

Dir wünschen wir eine besinnliche Fastenzeit,

Asia, Marcin und Ula

Mit Karina, Nataliia, Iryna, Zlata, Darina, Tetiana, Matviy, Nina, Oksana, Tetiana, Vanesa, Lybov, Inna, Oleksangra, Iyriiy, Kateryna, Tetiana, Kateryna, Diana, Anna, Vitalina, Karina und Sofija.


Für die Flüchtlinge aus der Ukraine sammeln wir Spenden und sind auf Unterstützung angewiesen:

Vielen Dank für Eure Hilfe dabei!

Hier kann gespendet werden. Bitte das Stichwort „Ukraine Flüchtlingshilfe“ angeben.