Sr. Violaine und Sr. Anna leiten Schulung für junge Erwachsene

Seit einiger Zeit haben wir Ideen mit uns herum getragen, wie junge Menschen auch in ihrem täglichen Leben die ignatianische Spiritualität besser kennenlernen könnten. Sie selbst äußerten uns gegenüber manchmal den Wunsch, ihre Beziehung zu Gott konkreter werden zu lassen, sie in ihrem Alltag zu integrieren und die „Unterscheidung der Geister“ mehr zu erlernen.

So haben wir zwei verschiedene Online-Gruppen mit je zehn Teilnehmenden eingerichtet, in denen die Kunst der „Rücklese“ eine große Rolle spielte. Diese Rückschau auf das Wirken Gottes in unserem Alltag ist ein großer Schatz, der den Blick auf unser Leben verändern kann!

Jede Gruppe traf sich fünfmal je eine Stunde. Die Gruppen waren klein, damit jeder Raum hatte, sich auszudrücken. In den sehr interaktiven Treffen gab es kurze Erfahrungsberichte und inhaltliche Impulse. Wie der heilige Ignatius von Loyola sagt: „Es kommt nicht darauf an, viel zu wissen, sondern innerlich zu schmecken.“ Die Teilnehmer sind auch eingeladen, zwischen den einzelnen Sitzungen in Zweiergruppen kleine Übungen zur Wiederholung zu machen.

Auf ihrem Weg zu mehr innerer Freiheit entdeckten die Teilnehmenden, was der Verlauf ihrer Gedanken bewirkt und lernten die beiden ignatianischen Motive „Trost“ und „Trostlosigkeit“ kennen. Für einige war „Trost“ das bedeutendste Element auf dem Weg. Indem sie lernten, ihn zu suchen und zu erkennen, entdecken sie (neu) die Güte Gottes, die sich den Menschen immer wieder mitteilt. Sie konnten annehmen, dass sie für Gott geschaffen sind. Zudem wurden sie eingeladen, eine „Jagd“ nach Trost zu machen, wie eine Schatzsuche. Sie hielten nach kleinen oder großen Tröstungen Ausschau, die der Herr ihnen schenkt!

Für andere war die Entdeckung ihrer Schwachstellen, über die der Versucher sie zu Fall bringt, und insbesondere ihrer zugrunde liegenden Überzeugungen entscheidend. Eine Teilnehmerin schrieb dazu bei ihrem abschließenden Rückblick: „Ich bin nicht mehr das hilflose Opfer meiner Gedanken, sondern ich kann wählen, mich positionieren … das verändert mein Leben“. Die Bewusstwerdung dessen, was in einem selbst vorgeht, ist ein grundlegender Schritt.

Die zweite Gruppe war stärker auf die Barmherzigkeit ausgerichtet. Es ging darum, Christus als Erlöser im Herzen zu empfangen. Dabei war nicht nur wichtig, die Vergangenheit zu verstehen, sondern in eine neue Lebensweise, in den Blick Gottes auf mich und die Welt einzutreten. Im Frühjahr 2022 werden wir dann eine dritte Gruppe starten, in der wir das ignatianische Gebet vertiefen. Es geht darum, „Gott in allem zu finden“.

Die Schulungen waren ein echter Erfolg, es gab mehr Anmeldungen als Plätze, so dass mehrere Personen gebeten werden mussten, sich für das nächste Quartal anzumelden. Neben den spirituellen Früchten hat uns ein Punkt besonders beeindruckt: die Flexibilität, die diese Online-Schulungen ermöglichten. So hätte beispielsweise eine junge Mutter, die gerade ihr erstes Kind bekommen hat, nicht zu uns stoßen können, wenn der Kurs in Form von Präsenzveranstaltungen stattgefunden hätte. Ihr Mann hat sich nun für das nächste Quartal angemeldet. Oder eine junge Frau, die während einer Sitzung unterwegs war, konnte von ihrem Zug aus an dem Treffen teilnehmen. Schließlich hat auch eine junge deutsche Studentin aus Bonn, die als Erasmusstudentin in der Schweiz ist, den Kurs absolviert. Die Form dieser Schulung ermöglicht es, sich an die sich ständig verändernde Welt anzupassen. Darüber hinaus können wir das Angebot auf die gesamte deutschsprachige Welt ausweiten, um diesen Schatz der ignatianischen Spiritualität besser bekannt zu machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Weg sowohl für die Teilnehmer als auch für uns selbst sehr positiv war! Es ist ein Weg, um zu lernen, Gott in allen Dingen zu finden und seine Freiheit für ein Mehr (magis), eine authentischere und freiere Liebe einzusetzen.

Kontakt Sr. Violaine: violaine.denoblet@khgbonn.de